Audi erwägt, Elektroautos in den Vereinigten Staaten zu fertigen, um neue Importzölle zu vermeiden. Drei mögliche Produktionsstandorte stehen zur Diskussion. Die Entscheidung könnte noch 2025 fallen. Die Pläne stehen im Zusammenhang mit den Ankündigungen der US-Regierung unter Donald Trump, 25-prozentige Einfuhrabgaben auf importierte Fahrzeuge zu erheben. Damit reagiert der Konzern auf wirtschaftliche und politische Veränderungen im amerikanischen Markt.
Inhaltsverzeichnis:
- Mögliche Produktion von Q4 e-tron in Chattanooga
- Neue Optionen in South Carolina und dritter Standort geplant
- Wachstum in den USA als strategisches Ziel
- Mercedes-Benz verfolgt ähnliche Pläne
Mögliche Produktion von Q4 e-tron in Chattanooga
Audi plant, das Modell Q4 e-tron oder dessen Nachfolger in Tennessee zu bauen. Die Stadt Chattanooga ist bereits Standort eines Werks der Volkswagen-Gruppe, das die modulare Plattform für Elektrofahrzeuge verwendet. Diese Plattform, bekannt als MEB, bildet die technische Basis für den Q4 e-tron. Das Werk hat bereits Kapazitäten und Know-how für die E-Auto-Produktion.
Durch die Nutzung bestehender Infrastruktur könnten Entwicklungszeiten und Kosten reduziert werden. Die enge Verbindung mit Volkswagen spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Entscheidung zur Produktion vor Ort könnte direkte Auswirkungen auf Lieferketten und Logistikmodelle haben.
Neue Optionen in South Carolina und dritter Standort geplant
Für den größeren Q8 e-tron wird über einen alternativen Produktionsort in Columbia, South Carolina, nachgedacht. Dort entsteht aktuell ein Werk der VW-Tochter Scout. Das Werk befindet sich noch im Bau, könnte jedoch nach Fertigstellung die Fertigung des Modells übernehmen.
Auch ein dritter Standort ist in Planung. Der Q6 e-tron soll in einer anderen US-Region produziert werden. Die Suche nach einem geeigneten Werk läuft bereits. Audi verfolgt mehrere Szenarien und prüft neben vorhandenen Strukturen auch Neubauten.
Wachstum in den USA als strategisches Ziel
Die Vereinigten Staaten bilden laut Audi die dritte globale Säule der Wachstumsstrategie. Neben Europa und China sollen dort ebenfalls signifikante Marktanteile aufgebaut werden. Ein Sprecher betonte, dass man verschiedene Optionen prüfe und noch 2025 konkrete Entscheidungen treffen wolle.
In einer Telefonkonferenz am 5. Mai kündigte Finanzchef Jürgen Rittersberger die Einführung von zehn neuen Modellen auf dem US-Markt an. Diese sollen schrittweise umgesetzt werden. Die Produktion vor Ort ist Teil dieser Strategie und würde Importzölle umgehen helfen.
Mercedes-Benz verfolgt ähnliche Pläne
Auch andere Hersteller passen sich der neuen Lage an. Mercedes-Benz hat angekündigt, ab 2027 im Werk Tuscaloosa in Alabama ein neues SUV-Modell zu bauen. Es handelt sich voraussichtlich um den GLC, das zweitbeliebteste Modell der Marke in den USA.
Im Februar erklärte Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm, dass die angekündigten Zölle des früheren Präsidenten Trump das Unternehmen bis zu 1 Milliarde US-Dollar kosten könnten. Die frühzeitige Lokalisierung der Produktion soll solche Verluste verhindern.
Audi und andere Hersteller reagieren damit auf die zunehmende protektionistische Handelspolitik der Vereinigten Staaten und sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile auf dem amerikanischen Automobilmarkt.
Quelle: BERLINER ZEITUNG