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VW kürzt Jobs und Produktion
VW kürzt Jobs und Produktion, Foto: Pixabay

Der Volkswagen-Konzern steht vor der größten Umstrukturierung seiner jüngeren Geschichte. Mehr als 46.000 Arbeitsplätze sollen in den kommenden Jahren abgebaut werden, davon über 35.000 bei der Kernmarke Volkswagen, rund 7.500 bei Audi und 4.000 bei Porsche. Vorstandschef Oliver Blume spricht von einem „notwendigen Schritt“, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Der Wandel trifft nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die gesamte deutsche Autoindustrie.

Inhaltsverzeichnis:

Milliardenkonzern unter Druck

Der Absatz auf dem europäischen Markt ist in den vergangenen fünf Jahren um etwa 20 Prozent gesunken. Nach Angaben von Oliver Blume wird die Produktionskapazität der Marke Volkswagen deshalb um rund 700.000 Fahrzeuge jährlich reduziert. Der Preisdruck in China verschärft die Situation zusätzlich. Dort machen heimische Hersteller deutschen Marken zunehmend Konkurrenz – auch auf europäischen Märkten.

Die Kostenexplosion in der Elektromobilität bleibt ein weiteres Problem. Elektrofahrzeuge bringen bislang geringere Gewinne, da Batterien teuer zugekauft werden müssen. Hinzu kommen hohe Investitionen in neue Technologien und sinkende Verkaufszahlen klassischer Verbrenner. Der Umsatz des Konzerns blieb im Halbjahr nahezu stabil, doch der Gewinn sank um 38 Prozent.

Zur Kostensenkung greift das Management zu drastischen Maßnahmen:

  1. Überprüfung ganzer Fertigungslinien
  2. Verschlankung der Verwaltung
  3. Neuordnung von Entwicklungsprozessen
  4. Kürzung von Zulieferverträgen

Blume betont, dass Effizienz und Kostenkontrolle entscheidend seien, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Industrie im Wandel: Deutschlands Stärke wankt

Die deutschen Autokonzerne stehen vor einer historischen Bewährungsprobe. Jahrzehntelang galt Deutschland als Synonym für automobilen Erfolg. Rund 770.000 Arbeitsplätze hängen direkt an der Branche, der Jahresumsatz lag 2024 bei etwa 540 Milliarden Euro. Doch hohe Energiepreise, steigende Löhne und Bürokratie bremsen die Wettbewerbsfähigkeit.

Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, erklärte, dass Deutschland an internationaler Schlagkraft verliere. Viele Hersteller verlagern deshalb Produktion und Entwicklung ins Ausland. Diese Entwicklung zeigt exemplarisch, wie sehr sich die industrielle Landschaft Europas verändert.

Neue Elektrostrategie in Spanien und Portugal

Volkswagen will in Zukunft vor allem auf kostengünstige Elektro-Kleinwagen setzen. Doch die Hoffnungsträger entstehen nicht mehr in Deutschland. Der ID. Polo und der ID. Every1 werden in Spanien und Portugal gebaut. Grund sind die niedrigeren Produktionskosten auf der Iberischen Halbinsel. Dortige Werke können laut Blume mit osteuropäischen Standorten und sogar mit chinesischen Fabriken konkurrieren.

Die Modelle sollen zwischen 20.000 und 25.000 Euro kosten. Für Volkswagen sind sie entscheidend, um in Europa wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Konzern sieht die Elektromobilität als Zukunftstechnologie, doch die politischen Prognosen zum Markthochlauf seien zu optimistisch gewesen. Blume fordert realistische Zwischenanalysen und bessere Rahmenbedingungen:

  • Ausbau der Ladeinfrastruktur in Städten und ländlichen Regionen
  • Senkung der Strompreise
  • Stärkere staatliche Förderung

Der Konzernchef sieht trotz der aktuellen Krise auch Chancen. Deutschland verfüge über hochqualifizierte Fachkräfte und starke technische Ausbildungssysteme. Eine erfolgreiche Zukunft sei möglich, wenn Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammenarbeiteten.

Doppelte Belastung für den Konzernchef

Oliver Blume führt nicht nur Volkswagen, sondern weiterhin auch Porsche. Seit 2022 trägt er die Verantwortung für beide börsennotierten Unternehmen. Diese Doppelrolle ist in der deutschen Wirtschaft einzigartig. Unterstützt von den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, gilt Blume als Architekt des aktuellen Umbaus.

Doch die Doppelfunktion bringt auch Kritik. Investoren werfen ihm vor, zu wenig Zeit für den einzelnen Konzern zu haben. Blume weist diese Vorwürfe zurück. Er sieht Vorteile in der Verbindung beider Posten: Technisches Wissen aus der Porsche-Praxis könne direkt in die Konzernstrategie von Volkswagen einfließen.

Dennoch bleibt offen, wie lange Blume beide Chefposten behalten wird. „Meine Doppelrolle ist nicht für die Ewigkeit ausgelegt“, sagte er zuletzt. Innerhalb des Porsche-Vorstands habe man bereits einen Generationswechsel eingeleitet.

Porsche im Krisenmodus

Auch die Luxusmarke Porsche kämpft mit Problemen. Der chinesische Luxusmarkt ist um etwa 25 Prozent eingebrochen, was die Verkaufszahlen deutlich drückt. Zudem bremsen US-Zölle und die schleppende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen das Geschäft. Die ehrgeizigen E-Pläne wurden deshalb gestoppt. Neue Modelle verzögern sich, und die geplante Batteriefertigung wurde gestrichen.

Um die Verluste auszugleichen, setzt Porsche wieder stärker auf Verbrennerfahrzeuge. Diese sollen bis weit ins nächste Jahrzehnt produziert werden. Das Unternehmen plant ein zweites Sparpaket, über das derzeit mit Arbeitnehmervertretern verhandelt wird. Auch Arbeitsplatzsicherung und mögliche zusätzliche Streichungen stehen dabei auf der Agenda.

Zuletzt wurde der Vorstand mehrfach umgebaut. Der Rückschlag kam im September: Drei Jahre nach dem erfolgreichen Börsengang flog Porsche aus dem deutschen Aktien-Leitindex Dax. Die Maßnahmen kosten Milliarden, doch sie sollen Stabilität bringen.

Herausforderung für den Standort Deutschland

Die Entwicklungen bei Volkswagen und Porsche sind mehr als ein unternehmensinternes Thema. Sie stehen symbolisch für die Lage der gesamten deutschen Industrie. Hohe Produktionskosten, globale Konkurrenz und technologische Umbrüche gefährden traditionelle Strukturen.

Dennoch bleibt Hoffnung: Innovation, Ausbildung und Kooperation gelten als zentrale Bausteine für die Zukunft. Blume betont, dass die europäische Wirtschaft den eigenen Markt besser schützen und fördern müsse. Europa brauche eine Industriepolitik, die Wettbewerbsfähigkeit und Klimaziele miteinander verbindet.

Volkswagen steht somit an einem entscheidenden Punkt. Der Konzern muss sparen, um investieren zu können. Zehntausende Arbeitsplätze gehen verloren, Produktionsstandorte verschieben sich, und der Weg in die Elektromobilität bleibt steinig. Doch die Richtung ist klar: Nur durch Anpassung, Effizienz und technische Stärke kann das Unternehmen in einem globalen Markt bestehen.

Quelle: FOCUS, YouTube