Volkswagen befindet sich im Jahr 2025 in einer kritischen Phase seiner Unternehmensgeschichte. Der Konzern steht in China vor einem massiv verschärften Wettbewerb, während er in den USA mit der unberechenbaren Wirtschaftspolitik unter Präsident Donald Trump zu kämpfen hat. Auch interne Herausforderungen – etwa Fragen zur Unternehmensführung, zur Diversitätsstrategie oder zur Verteilung der Gewinne – belasten den Konzern zusätzlich. Die digitale Hauptversammlung, die in diesem Jahr erneut ohne physische Präsenz stattfindet, rückt diese Themen in den Mittelpunkt.
Inhaltsverzeichnis:
- China zwingt Volkswagen zum Strategiewechsel mit Partnern wie SAIC
- Trump untergräbt die US-Strategie von Volkswagen
- Schwache Governance
- Gewinnrückgang, aber hohe Ausschüttung
China zwingt Volkswagen zum Strategiewechsel mit Partnern wie SAIC
Der chinesische Automarkt war über Jahre das Zugpferd für Volkswagen. Jetzt wird er zur Belastungsprobe. Neue chinesische Hersteller, unterstützt durch staatliche Subventionen, drängen mit konkurrenzfähiger Software und attraktiven Preisen auf den Markt. Die Reaktion des Konzerns ist eine beschleunigte Lokalisierung der Produktion sowie der Ausbau von Kooperationen mit chinesischen Partnerunternehmen wie SAIC und XPeng.
Konzernchef Oliver Blume betont, dass Volkswagen beim sogenannten „China speed“ mithalten will. Mehr als 30 neue Modelle sollen in den kommenden Jahren auf den Markt gebracht werden, viele davon spezifisch für chinesische Konsumenten. Doch Analysten wie Ingo Speich von Deka Investment warnen: „Die aktuellen Erfolge seien noch nicht substanziell.“ „Die Produktstärke wird frühestens 2026 sichtbar“, erklärt er.
Janne Werning von Union Investment sieht zwar Fortschritte, bleibt aber skeptisch, was den Schutz der technologischen Unabhängigkeit betrifft. „Kooperationen sind sinnvoll“, sagt er, „aber die Kontrolle über zentrale Technologien muss bei Volkswagen bleiben.“ Gerade in einem Hochtechnologiemarkt wie China könnte ein Know-how-Verlust langfristige Folgen haben.
Trump untergräbt die US-Strategie von Volkswagen
In den Vereinigten Staaten steht der Konzern vor einer zweiten großen Herausforderung. Präsident Donald Trump verfolgt einen protektionistischen Kurs, der Zölle auf Importfahrzeuge nicht ausschließt und bestehende Handelsverträge infrage stellt. Für einen Konzern, der in den USA wachsen möchte, ist das ein erhebliches Risiko.
Volkswagen betreibt derzeit ein großes Werk in Chattanooga, Tennessee. Dort sind rund 10.000 Menschen beschäftigt. Neue Investitionen, vor allem in Elektromobilität, sind geplant. Doch politische Unsicherheit erschwert langfristige Planung. Blume spricht zwar von „deutlichem Potenzial“ in Nordamerika, vermeidet aber direkte Kritik an der Regierung.
Hinzu kommen gesellschaftspolitische Entwicklungen. Die US-Regierung distanziert sich zunehmend von Diversitäts- und Gleichstellungsprogrammen. SAP hat als erster deutscher Konzern in den USA auf Druck reagiert und interne Programme zur Frauenförderung eingestellt. Investoren wie Ingo Speich stellen sich nun die Frage, ob Volkswagen ähnliche Maßnahmen plant – oder ob es gelingt, europäischen und amerikanischen Anforderungen zugleich gerecht zu werden.
Schwache Governance
Die Unternehmensführung bei Volkswagen bleibt ein wiederkehrender Kritikpunkt. Oliver Blume steht gleichzeitig an der Spitze von Volkswagen und Porsche – eine Doppelrolle, die in der Wirtschaftswelt zunehmend auf Ablehnung stößt. Frank Schwope, Experte für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands, kritisiert diese Lösung deutlich: „VW ist kein Unternehmen, das man nebenbei führen kann.“
In einem Governance-Ranking der 40 größten DAX-Konzerne landet Volkswagen auf dem drittletzten Platz. Als Gründe werden unter anderem mangelnde Unabhängigkeit im Aufsichtsrat und fehlende Transparenz bei Klimazielen genannt. Aktionärsvertreter fordern eine stärkere Trennung von Macht und Kontrolle im Konzern.
Die Kritik betrifft auch die Nachhaltigkeitsstrategie. Trotz des Umbaus zur Elektromobilität bleiben die konkreten Umweltziele von Volkswagen schwammig. Werning warnt, dass dies nicht den Erwartungen langfristig orientierter Investoren entspricht. Ohne klare Ziele drohe ein Reputationsverlust auf internationalen Märkten.
Gewinnrückgang, aber hohe Ausschüttung
Trotz aller Herausforderungen erwirtschaftete Volkswagen 2024 einen Gewinn von 12,4 Milliarden Euro – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren.
Quelle: Tagesschau